IHEK
Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept 2022 – 2025
Wir freuen uns sehr, in dieser Woche die Veröffentlichung des Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzeptes (IHEK) 2022 – 2025 auf unserer Webseite verkünden zu können.
Vielfältig, widerstandsfähig, solidarisch – so soll sich unser Quartier in den kommenden Jahren weiterentwickeln. Die aktuelle gesundheits-, klima- und gesamtpolitische Lage hat für das Quartier und seine Menschen neue Herausforderungen neben den altbekannten aufgezeigt und erfordert einen umso stärkeren Zusammenhalt und gemeinsames Handeln, begleitet und koordiniert durch das Quartiersmanagement.
Lockdowns, Distanz, Sorge um die eigene Gesundheit und die der Anderen – die andauernde Corona-Pandemie hat viele aktive Menschen zu einer Engagement-Pause gezwungen und das Leben in der Stadt nachhaltig verändert. Seien es Orte für Begegnung und Nachbarschaft, gerechte Bildungs- und Fördermöglichkeiten, Schulplätze und Lernorte, öffentliche Grün-, Frei- und Kulturräume – die Liste an Bedarfen ist lang. Dazu kommen aktuelle Migrationsbewegungen und ein erhöhter Druck auf die städtische Wohn- und Infrastruktur, sich veränderte Dynamiken des Zusammenlebens in einem von Segregation und Armut geprägten Kiez sowie die stärker werdenden Belastungen durch den Klimawandel.
Entlang der fünf Handlungsfelder, unter anderem Nachbarschaft und Integration, Bildung, Öffentlicher Raum, Gesundheit und Bewegung sowie der Querschnittshemen Klima und Beteiligung werden im vorliegenden IHEK Entwicklungsperspektiven für das Quartier aufgezeigt.
Handlungsfeld 1: Nachbarschaft und Integration
Der Zuzug von Kriegsgeflüchteten verdeutlicht aktuell, dass die Bemühungen um die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und ohne fortgehend eine Priorisierung in stark migrantisch geprägten Quartieren, wie dem Soldiner Kiez, sein müssen. Dabei ist es von großer Bedeutung, Nachbarschaft möglichst inklusiv zu gestalten und Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund sowie Menschen mit Behinderung verstärkt einzubeziehen und gesellschaftliche Barrieren und Vorurteile abzubauen. Dies kann gelingen durch das Schaffen von öffentlichen und sicheren Räumen sowie niedrigschwelligen Angeboten, durch welche Nachbarschaft, Gemeinschaft und Solidarität entstehen kann.
Handlungsfeld 2: Bildung
Zugängliche Bildungsmöglichkeiten, angemessene Lernumgebungen und eine ausreichende Unterstützung sind Grundlagen, um Kindern und Jugendlichen aus sozialräumlich benachteiligten Gebieten Chancen auf Bildungsgerechtigkeit einzuräumen. Die Bildungssituation im Soldiner Kiez ist alarmierend und muss durch entsprechende Förderangebote, die Erweiterung von Schulplatzkapazitäten, u.a. durch eine weiterführende Schule, sowie unter Berücksichtigung der erschwerten pandemie-bedingten Lern- und Förderbedingungen, adressiert werden. Es ist dringend erforderlich, dass die Ressourcen von Senat, Bezirk, Kiezakteurinnen und Kiezakteuren sowie dem Quartiersmanagement gebündelt werden, um als Task Force zielgerichtet und ressortübergreifend die Bildungsverhältnisse zu verbessern.
Handlungsfeld 3: Öffentlicher Raum
Die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum hat mit der Corona-Pandemie eine verstärkte Priorität für den mit Grün- und Freiräumen unterversorgten Soldiner Kiez bekommen. Ein zentraler Bedarf, in Übereinstimmung mit Handlungsfeld 1, ist die Schaffung eines zentralen Begegnungsortes oder Kiezplatzes. Andere Schwerpunkte sind die Sicherung und Nutzbarmachung öffentlicher Grün- und Freiflächen für partizipative Garten-, Kunst- und Bewegungsprojekte, die Förderung von Biodiversität und Naturerleben, die gemeinsame Planung einer barrierefreien und klimafreundlichen Verkehrsinfrastruktur und die Verbesserung des örtlichen Sicherheitsgefühls. Pilotprojekte und Experimentierräume sollten gesichert und durch neue Ideen ergänzt werden. Alle Planungen müssen gewährleisten, dass eine weitere Flächenversiegelung vermieden und der Erhalt von Vegetationsflächen gewährleistet wird. Daneben ist auch die enge Zusammenarbeit mit den Fachämtern zur Lösung von unter anderem Verkehrs- und Müllkonflikten unerlässlich.
Handlungsfeld 4: Gesundheit und Bewegung
Für die Förderung von Gesundheit und Bewegung spielt neben der Qualität von Sport- und Spielflächen im öffentlichen Raum auch die ausreichende Versorgung mit Bewegungsangeboten eine wichtige Rolle im Quartier. Die aufgrund des Pandemiegeschehens eingebrochen Angebote müssen stetig wieder hochgefahren und um neue erweitert werden. Dies gilt besonders für die Zielgruppen der Familien, Kinder/Jugendlichen, Frauen/Mädchen und Seniorinnen und Senioren und ist in konkreten Projekten zu realisieren. Darüber hinaus sollte die Prävention von Sucht als Thema eines Bildungsprojektes gemeinsam mit Schulen aufgegriffen werden. Auch das Thema Gesunde Ernährung bietet vielfältige Potentiale und Überschneidungsmengen mit anderen Zielen der Quartiersarbeit, wie zum Beispiel Nachbarschaftsförderung und Klimaschutz, und kann in Form eines interkulturellen Kochprojekts umgesetzt werden.
Handlungsfeld 5: Beteiligung, Vernetzung, Kooperation
Beteiligung, Vernetzung und Kooperation bleiben auch weiterhin die wichtigsten Prämissen in der Arbeit des Quartiersmanagements. Hier wird vor allem angestrebt, bestehende Strukturen und Netzwerke auszubauen und zu festigen, neue Akteurinnen und Akteure einzubeziehen und Ankerpunkte zu sichern, die den perspektivischen Ausstieg des Gebiets aus der Förderung vorbereiten. Dazu gehört das ressortübergreifende und sozialraumorientierte Handeln und Erfolge der Quartiersentwicklung zu sichern sowie tragfähige Strukturen zu erhalten.
Klimaschutz und Klimaanpassung
Die Folgen des Klimawandels aufgrund sommerlicher Hitzerekorde, stark verdichteter Infrastruktur, einer hohen Verkehrsdichte und daraus resultierender Lärm- und Luftverschmutzung sind im Soldiner Kiez deutlich spürbar. In Ergänzung zum aktuellen Klimaprojekt Klima im Kiez strebt das Quartiersmanagement die Aufsetzung eines grünen Beteiligungsformates sowie eines nachbarschaftsfördernden Wettbewerbs zur Hofbegrünung an. Daneben sind kleinteilige Maßnahmen für verschieden Zielgruppen zur Sensibilisierung für Klimathemen geplant. Wichtige Umsetzungsmaßnahmen in enger Zusammenarbeit mit der Verwaltung sind die Erstellung von Aktionsplänen und Konzepten in den Bereichen Hitzeschutz und Entsiegelung. Weiterhin ist es unbedingt notwendig, eine Datenerfassung für Potentialflächen der energetischen Gebäudesanierung, unter anderem Solardächer und Dachbegrünung umzusetzen, um so wichtige Pilotprojekte zu initiieren und die öffentlichen Fördermöglichkeiten effektiv zu nutzen.
Strategien zur Beteiligung
Für die Beteiligung gilt es in den andauernden Pandemiezeiten ehemals aktive Menschen zu reaktivieren und zu motivieren sowie neue Zielgruppen zu erreichen und zu mobilisieren. Dies soll vor allem mit einem besseren Verständnis für die Bedürfnisse und Werte der Anwohnenden sowie über neue und experimentelle Formate gelingen. Das Quartiersmanagement möchte die niedrigschwelligen digitalen Kanäle weiter ausbauen aber auch über analoge Formate, wie zum Beispiel die grüne Beteiligung, Kiezspaziergänge oder eine lange Tafel, unterschiedliche Zielgruppen zu kiezrelevanten Themen zusammenbringen und so Austausch, Begegnung und Engagement fördern.
Unser Dank gilt an dieser Stelle den vielen engagierten Akteurinnen und Akteuren, Nachbarinnen und Nachbarn und nicht zuletzt dem Bezirk und der Senatsverwaltung für die wertvollen Inputs und Hinweise, die zur Fertigstellung des Konzepts beigetragen haben.
In der zukünftigen gemeinsamen Arbeit liegt nun das große Potential, Herausforderungen im Fördergebiet auf neuen und kreativen Wegen anzugehen. Das Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzept ist richtungsgebend für die Ebnung dieser Wege – was daraus gemacht wird, obliegt nun allen Akteurinnen und Akteuren.
Bei uns im Quartiersbüro finden Sie auch ein Ansichtsexemplar zum Reinlesen.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch, einen anregenden Dialog und viele zukunftsweisende Projekte in den kommenden Jahren!
IHEK 2022 – 2025 Soldiner Quartier
Frühere IHEK Versionen
Das Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzept, kurz IHEK, umfasst die Strategie für die Quartiersentwicklung und ist Entscheidungsgrundlage für die Förderung von Maßnahmen im Programm Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten. Das Konzept zeigt Ziele, Handlungsbedarfe und Maßnahmen auf, die zur Gebietsentwicklung und erfolgreichen Durchführung des Quartiersverfahrens erforderlich sind.
IHEK 2019 – 2021 Soldiner Quartier