„Prima“ Kunst seit 22 Jahren
Ein wenig unscheinbar, im Erdgeschoss eines Wohnhauses in der Biesentaler Straße, befindet sich seit 2003 das Prima Center Berlin. Nachdem der Gründer, Jovan Balov, 2022 verstarb, übernehmen heute seine Töchter und der letztes Jahr gegründete „Freund*innen des PCB e. V.“ die Verantwortung für die Ausstellungsräume. Gemeinsam setzen sich die Vereinsvorsitzenden Paula Balov, Annamaria Balov und Jeanne Spada für den Erhalt des Prima Centers Berlin ein.
Auf den ersten Blick mag das Prima Center Berlin wie eine übliche Galerie wirken, doch das ist es nicht, denn: Der Ort versteht sich als „nicht-kommerzieller Projektraum“. Das bedeutet zum einen, dass die Kunst nicht primär ausgestellt wird, um verkauft zu werden. Zum anderen sind die Künstler*innen auch frei, unfertige Arbeiten zu präsentieren. Außerdem werden die Ausstellungsräume gelegentlich auch mit Workshops und anderen Veranstaltungsformaten gefüllt. Dabei setzt das Prima Center einen Fokus auf Kunst aus Südosteuropa bzw. der südosteuropäischen Diaspora und queere Künstler*innen.
Als Teil der Kolonie Wedding, ein Zusammenschluss aus weiteren nicht-kommerziellen Kunstprojekträumen im Soldiner Kiez, lädt das Prima Center Berlin regelmäßig am letzten Freitag im Monat zu Ausstellungseröffnungen und weiteren Programmen ein. Aktuell sind dort Werke des queeren Künstlers Mersud Selman zu sehen.


Geboren und aufgewachsen ist er in einer Roma-Nachbarschaft in Bosnien-Herzegovina, sodass er als junges Kind den Bosnienkrieg miterlebte. In einem Infotext der Austellung steht dazu ein Zitat des Künstlers: „Wenn du ein Kind des Krieges bist, willst du alles malen.“ So fand er nach und nach den Weg zur Kunst, schloss ein Studium darin ab und konnte seine Arbeiten schon in mehreren Städten in Europa ausstellen. Heute lebt er in Berlin.
Aus der Beschreibung der aktuellen Ausstellung „Shadow & Shine“ im Prima Center Berlin: „Mersud Selman bringt Schattenspiel emotionaler Tiefen und strahlende Farbenfreude eindrucksvoll auf die Leinwand. (…) Vor Abgründen schreckt Selman dabei nicht zurück: Blutrot und tiefschwarz, in grober, aber feinfühliger Pinselführung sprechen seine Figuren von Schmerz, Glaube, Verlust und Geborgenheit.“
Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte, kann in der Biesentaler Straße 24 vorbeischauen. Während laufender Ausstellungen ist das Prima Center Berlin jeweils von Donnerstag bis Sonntag von 18:00 bis 21:00 Uhr geöffnet. Die Finissage der aktuellen Ausstellung findet am 22. August ab 19:00 Uhr statt – in der danach folgenden Ausstellung wird es künstlerische Eindrücke aus Nordmazedonien geben.