Auf den Calisthenics-Platz, fertig, los! Startschuss beim Kiezsportbus

Seit Beginn dieses Jahres wird aus dem Projektfonds des Quartiersmanagements Soldiner Straße/Wollankstraße ein neues, sportbetontes Projekt finanziert: Wer regelmäßig beim Calisthenics-Sportplatz an der Soldiner Straße Ecke Koloniestraße vorbeiläuft, ist sicherlich schon aufgefallen, dass dort seit einigen Wochen jeden Donnerstag Nachmittag eine große Standfahne junge Besucher*innen anlockt.

Der KiezSportBus befindet sich zwar erst seit kurzer Zeit in seiner Aufbau- und Testphase, doch das Projekt kommt schon jetzt gut an und lockt regelmäßige Besucher*innen an. Das Team des Projektträgers Roter Stern e.V. steht im Sommer immer ab 17:30 Uhr bereit und gibt nicht nur Sportgeräte aus, sondern unterstützt die bewegungsfreudigen Kinder und Jugendlichen auch bei der Ausführung der unterschiedlichsten Sportarten – von Boxen, über Hula-Hoop bis Basketball und Bogenschießen ist quasi alles mit dabei.

Das Projekt baut nämlich auf einen Multi-Sportansatz mit Stationsarbeit. Am Anfang einer jeder Session berät sich das Team kurz darüber, welche Sportarten heute von wem angeboten werden sollen, und reflektiert am Ende nochmal über den Nachmittag, damit das Angebot immer wieder neu evaluiert und flexibel an die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen angepasst wird. Denn das Projekt ist in erster Linie für sie da.

Martin Hesse, der Initiator des Projekts, erklärt in einem der seltenen, kurzen Ruhemomente, dass das Ziel der „herausreichenden Sportsozialarbeit“ darin besteht, die Kinder direkt zu erreichen und ihnen ein ausgeglichenes Sportprogramm anzubieten, auf dessen Grundlage möglicherweise auch andere Bedarfe erkannt werden. Kinder mit Talenten sollen möglichst „von der Straße in die Halle“ geholt werden. Darüber hinaus kann das KiezSportBus-Team unter bestimmten Umständen an Beratungsangebote vermitteln.

Die Konstellation der Übungsleiter*innen verfügt nämlich über mehr Tiefe, als es zunächst den Anschein haben könnte. Viele im Team des KiezSportBusses haben einen pädagogischen Hintergrund und arbeiten als Erzieher*innen, in der Sozialarbeit, an Schulen, als Psycholog*innen oder sind Trainer*innen von bestimmten Sportarten. Im Team ist auch eine Person mit dabei, die sich um organisatorische Aspekte wie die Inventarliste kümmert. Sie führt auch wiederholt eine Umfrage durch, mit der beobachtet werden kann, ob die Kinder regelmäßig kommen und die Fördergelder gezielt eingesetzt werden.

Dabei versteht sich der KiezSportBus als ein „neugieriger Gast“ im Kiez. Die Bedarfe sollen erkannt und mit den Kompetenzen und der fachlichen Expertise der Übungsleiter*innen ergänzt werden, ohne sich über die Kinder und Jugendlichen hinwegzusetzen. So hat das Team vom Roten Stern zu Beginn der Projektzeit einen stadtsoziologischen Spaziergang durchgeführt, um ein Gefühl für den Kiez zu entwickeln. In ihrer Arbeit werden die Übungsleiter*innen mittlerweile von Jugendlichen aus dem Kiez, sogenannte „peer helper“, oder von dem benachbarten Jugendclub SoKo 116 unterstützt, sodass nochmal ein anderer Bezug zu den Besucher*innen entsteht.

Martin Hesse spricht schon jetzt von einem „Selbstläufer“-Projekt. Die Kinder und Jugendlichen der gut durchmischten Gruppe – sowohl in Bezug auf Alter als auch Geschlecht – verhalten sich dem Team gegenüber immer freundlich und aufgeschlossen. Für die Zukunft hat der Träger auch schon weitere Ideen: So sind zum Beispiel ein Sommerfest oder eine eigene Liga in Planung und, wenn alles gut läuft, kann das höchst motivierte Team es sich auch vorstellen, andere Orte im Kiez zu bespielen. Im Fall des KiezSportBusses wurde der Träger von einer Gruppe aus Marseille inspiriert. Der Austausch mit ihnen soll ebenfalls vertieft werden, um stetig voneinander zu lernen. Die Kinder und Jugendlichen im Kiez können sich somit über ein flexibles Angebot des KiezSportBusses und einige Überraschungen freuen.

Fotos/Text: Kassandra Catrisioti-Forgione