Eine neue Vision für die Panke und Bildungslandschaften im Soldiner Kiez
Immer wieder arbeiten Student*innen im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten eng mit dem QM Soldiner Straße zusammen. Diesmal ist eine ganz besondere Idee entstanden – Lucie Vogl, Architektur-Studentin aus der Schweiz entwickelte – unter der Leitung von ALICE (EPFL) – im Rahmen ihrer Masterarbeit eine futuristische Vision für die Infrastruktur der Bildungsstätte im Kiez. Aus dem Austausch zwischen QM und Lucie ist eine wunderbare Frucht für den Kiez gereift.
Oliwia Nowakowska
Vor ungefähr einem Jahr nahm Lucie Vogl an einer Wanderung entlang der Panke, von Pankow in den Soldiner Kiez, teil. Sie selbst kommt nicht aus dem Kiez; auch nicht aus dem Wedding, aber von der Schönheit unseres Kiezes war sie sofort beeindruckt: „Der Ort schien mir schon fast poetisch“.
Während der Wanderung bemerkte sie, dass sich im Kiez viele Schulen verstecken – und weil gerade ein Wechsel in der Typologie der Schulinfrastruktur stattfindet, hatte sie sofort eine Vision für den Kiez.
Kleine Nebenbemerkung: Die Typologie in der Architektur ist eine Zuordnung von Bauwerken, aufgrund unterscheidbaren räumlichen Merkmale, geprägt durch gesellschaftlichen Bedürfnisse.
Lucie forschte also an der Typologie der Raumstrukturen von Schulen und befragte dazu drei Grundschulen im Soldiner Kiez: Die Carl-Kraemer Grundschule, die Wilhelm-Hauff Grundschule und die Andersen Grundschule. Auf Grundlage der Probleme und Wünsche der Schulen entwickelte sie schließlich ihre Vision.
Wie zuvor erwähnt, findet ein Wechsel der Typologie der Bildungslandschaften statt. Der zentrale Punkt dieses Wechsels besteht darin, die Schulen zum Mittelpunkt des Kiezes zu machen, sodass die Quartiersentwicklung von den Schulen ausgeht. Das bringt natürlich viele Vorteile mit sich: Zum einen werden die Schulwege sicherer und zum anderen erleichtert das die Zusammenarbeit der Schulen untereinander. Oder konkreter: Bietet eine Schule eine Theater AG an, aber keine Basketball AG und die andere eine Basketball AG, dafür aber keine Theater AG, können Schüler*innen einfach zwischen den Schulen wechseln. Da die Wege zwischen den Schulen speziell für eine Zusammenarbeit dieser Art ausgerichtet werden, werden sie nicht nur sicherer, sondern schaffen auch sogenannte Synergien, um „bildhaft“ Bildungswege zu schaffen, sagt Lucie. Das schafft Chancengleichheit – denn so bekommen Schüler*innen die Chancen für den Zugang zu gewissen Bildungsangeboten/ Möglichkeiten, die sie sonst vielleicht nicht hätten.
Für mehr Sicherheit und eine virtuelle, besonders jedoch auch eine räumliche Kooperation, der drei Grundschulen im Kiez untereinander, möchte auch Lucie Vogl diese Grundschulen im Kiez miteinander verbinden. Da, so Lucie, die Panke momentan den Mittelpunkt des Kiezes darstelle, solle sie die Schulen mit Hilfe einer neuen Promenade vernetzen. Immer wieder solle die Promenade auch eine Abzweigung in den Kiez machen, um die Menschen auch in ‚das Zentrum‘ des Kiezes einzuladen, sagt Lucie. Damit die Menschen sich auch eingeladen fühlen, müssen jeweilige Orte im Kiez attraktiv gestaltet werden, so Lucie. Im Zuge dessen stellt sie sich unter anderem kleine Elemente vor, welche die Qualität des Kiezes steigern und das nicht nur optisch: Eine Idee wäre beispielsweise der Bau einer Baumbrücke, die Kinder auch zum Spielen nutzen könnten oder der Bau einer Pergola entlang der Strebergärten; dabei handelt es sich um eine Art Klettergerüst, auf welchem Pflanzen wachsen könnten.
Aber zurück zu der Infrastruktur der Schulen: Lucie möchte die Aufenthaltsqualität in den Schulen steigern, was besonders für den ganztags Unterricht bedeutsam sei. Um das zu schaffen, stellt sie sich Räumlichkeiten in Form von einer Art Pavillons vor. Vor jeder der drei Schulen solle ein Pavillon aufgebaut werden, jedoch solle jeder einen anderen Zweck erfüllen – ganz individuell nach den Wünschen der Schulen.
Die Andersen Grundschule stellte im Interview beispielsweise fest, dass sie eine neue Mediathek brauche, also würde der Pavillon eine Art digitale Bibliothek oder Mediathek darstellen, wohingegen der große Platz vor der Carl-Kraemer Grundschule als Vitrine genutzt werden könne. Hier könne der Pavillon mit einer großen Bühne ausgestattet werden und wäre so perfekt für Ausstellungen oder eine Theater AG, so Lucie. Zu guter Letzt könne der Pavillon vor der Wilhelm-Hauff Grundschule als Gewächshaus dienen – dadurch schaffe man einen Bezug zur Außenwelt, was der Schule fehle, erzählt Lucie.
Durch diese fantastische Idee könnte einerseits die Aufenthaltsqualität der Schulen gesteigert werden, andererseits aber auch die Bildung. Denn durch die neue Infrastruktur, welche die Schulen gezielt vernetzt, könnte man Schüler*innen ein breiteres Bildungsangebot bieten. Darüber hinaus wäre der Schulweg sicherer, was vielen Eltern bestimmt auch eine große Sorge nehmen würde.
Immer wieder bekommt das QM Entwicklungs-Ideen für den Kiez vorgeschlagen, bei dieser Vision jedoch handelt es sich um eine innovative, besondere Idee, die drei Grundschulen und ihre Schüler*innen einbezieht. Durch diese Idee kämen die Kinder und Jugendlichen in den Genuss die Umwelt um die Panke erst richtig wahrzunehmen – davon würden nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern der ganze Kiez profitieren.
Aber ist diese Vision denn überhaupt umsetzbar? Laut Lucie Vogl ist die Promenade entlang der Panke einer der wichtigsten Aspekte dieses Projekts. Da der Kiez schon über eine Promenade verfügt, würde es genügen diese lediglich zu erneuern und leicht umzubauen. Die weiteren Baumaßnahmen des Projekts seien laut Lucie ebenfalls machbar, aber weil es bisher ‚nur‘ eine Vision ist, könne sie nicht sagen, inwiefern das Projekt praktisch wirklich durchsetzbar wäre – das ist nun die Aufgabe des QM. Uns steht es zu prüfen, ob wir diese Vision verwirklichen können.