Mit Leihen Gemeinschaft stiften
Brigitte Lüdecke will der Leihliste neuen Schwung geben. „Leihen ist ein Tool zur Kommunikation“, sagt sie.
Auch wenn sie nicht mehr allen Menschen und Akteur*innen im Kiez so präsent ist wie einst: Die Leihliste gibt es nach wie vor. Brigitte Lüdecke betreut ehrenamtlich die Internetseite soldiner-kiez-tausch.de/leihen – und das seit Jahren. Jetzt möchte sie die Liste und mit ihr das Leihen im Kiez wieder bekannter machen. Deshalb ist die Trainerin und Moderatorin Anfang Oktober auf uns zugekommen und hat an das einst geförderte Projekt erinnert. Am 8. Oktober hat sie die Leihliste in einer Quartiersratssitzung vorgestellt.
So funktioniert die Leihliste
Der „Soldiner Kieztausch“ war ein Projekt, das vom Quartiersmanagement von 2015 bis 2019 gefördert wurde. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass alle Objekte der Liste mit Fördergeld des Quartiersmanagements angeschafft wurden. Brigitte Lüdecke wollte damals nicht in erster Linie Dinge kaufen, die der Kiez eventuell brauchen könnte. Vielmehr hat sie die Leihliste so konzipiert, dass diese „im Kiez zu einem Netzwerk der Orte wird“. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass einige Einrichtungen Geräte besitzen, die nur wenige Male im Jahr aus dem Keller geholt werden, und dass die Einrichtungen es schade finden, dass diese Geräte so selten genutzt werden. So nahm sie zum Beispiel das Speedometer – ein Ballschussgeschwindigkeitsmessgerät – in die Liste auf. Beschafft hatte das Messinstrument der Jugendclub Soko 116.
Brigitte Lüdecke ist es auch wichtig, dem Missverständnis entgegenzutreten, es gäbe eine Art Hausmeister oder eine zentrale Verleihstelle. Die Leihliste ist kein Serviceangebot. Ansprechpartner*innen für die konkrete Ausleihe sind vielmehr die einzelnen Einrichtungen. Die Liste informiert darüber, an welchen Orten im Soldiner Kiez und in einigen wenigen Fällen auch darüber hinaus, welche Gegenstände verfügbar sind. Das Leihen verteilt sich auf viele Schultern, ist also dezentral organisiert.
Manche Objekte sind praktisch oder nützlich, andere ungewöhnlich und besonders. „Ich habe darauf geachtet, dass die Liste an einigen Stellen auch Spaßcharakter hat“, sagt Brigitte Lüdecke. Stroboskop, Buttonmaschine, Riesenjenga, Glücksrad, Karaokeanlage sind Beispiele für diese Fundstücke im Kiez, die die Liste bereichern.
Leihliste ermöglicht Kommunikation
„Ich habe mich gefreut, dass das QM-Team sofort verstanden hat, dass Leihen ein Tool zur Kommunikation ist“, sagt Brigitte Lüdecke. Sie ist überzeugt: „Wer ein Netzwerk pflegen, aufbauen oder erweitern will, für den ist die Leihliste eine tolle Möglichkeit.“ Zum einen, weil die Leihliste selbst ein Netzwerk ist, zum anderen, weil die Verleihorte mit den Ausleihenden in Kontakt kommen.
Dieses Miteinander zu stärken, dazu könne die Liste ihren Teil beitragen. „Aber sie braucht neuen Schwung.“ Sonst schlafe sie ein, die Bekanntheit müsse gesteigert werden, sagt Brigitte Lüdecke, eine Webseite allein reiche nicht aus. Dabei ist das Leihen heute vielleicht sogar besser geeignet, um die Kiezkommunikation zu steigern, als noch vor zehn Jahren. Damals war Teilen statt Kaufen (Stichwort Sharing-Economy) noch nicht so verbreitet wie heute. Das heißt, der perfekte Moment, mit neuem Elan das Leihen und Verleihen rund um die Leihliste des Soldiner Kiez aufzunehmen, ist jetzt.