So funktioniert eine Quartiersratssitzung
Die Treffen unseres Quartiersrats sind öffentlich, Gäste willkommen. Doch wie läuft eine Sitzung ab? Und wird wirklich stundenlang gesessen? Nein, es geht lebendig und zielführend zu.
Inzwischen hat sich der Quartiersrat in diesem Jahr sechsmal getroffen. Und jedes Mal wurde konzentriert gearbeitet. Gleich in der ersten Sitzung am 13. Februar ging es mitten hinein in die drängenden Themen. Vielleicht überraschend für manch erfahrenes Ratsmitglied hieß es: “Jetzt laufen wir alle!”
Brainwalking-Methode – stiller, aber interaktiver Dialog
Die bislang im Soldiner Kiez noch nicht angewandte Meetingmethode heißt Brainwalking. Im Gegensatz zu klassischen Besprechungen wird bei dieser Methode weder gesessen noch geredet. Im Saal der NachbarschaftsEtage hatte das Team des Quartiersmanagements (QM) vor der Sitzung Stellwände vorbereitet. Auf diesen hatte es Themen notiert. Aufgabe jedes einzelnen Ratsmitglieds war es nun, von Wand zu Wand zu gehen und seine Gedanken zum jeweiligen Thema auf eine Moderationskarte zu schreiben und anzupinnen. Nach einer Weile kam der Rat zusammen und ging gemeinsam alle Stellwände ab. Nicht, um zu diskutieren. Sichtlich ungewohnt war das für manch einen Rat, der aus bisherigen Sitzungen das Abwägen von Für und Wider kannte. Denn zunächst ging es nur darum, sicherzustellen, dass alle unter den zusammengetragenen Sichtworten und Halbsätzen auf den Moderationskarten das Selbe verstehen. Erst im dritten Durchgang teilte sich der Rat in Kleingruppen auf und ergänzte an den Tafeln, was noch fehlte. Und kam dabei ins Diskutieren.
Die Brainwalking-Methode ist also eine stille, konzentrierte Workshop-Methode, die auch ohne gesprochene Worte zu einem interaktiven Dialog und Austausch der Teilnehmerin*innen führt. Mit der Brainwalking-Methode hat das Team des Quartiersmanagements die Ideen des Quartiersrats gleichzeitig gesammelt, geordnet und gespeichert.
Ideen für den Abschlussplan
Grund für die Anwendung der Brainwalking-Methode an mehreren Terminen ist eine komplexe Aufgabe. Bis zum Sommer soll ein Abschlussplan erarbeitet werden. Denn das Fördergebiet Quartiersmanagement im Soldiner Straße / Wollankstraße eingerichtet im Jahr 1999 – endet am 31. Dezember 2027. Deshalb soll ein Plan für den Abschluss erarbeitet werden. Dieses Abschlussplan genannte Konzept legt fest, was in den letzten drei Jahren mit öffentlichem Geld unterstützt werden sollte. Begriffe wie Leuchtturmprojekte und Ankerorte spielen eine Rolle. Verschiedene Themen – in der QM-Welt sprechen wir von Handlungsfeldern – müssen abgedeckt sein. Fünf Felder müssen dabei abgedeckt werden oder auf einige von ihnen ein Schwerpunkt gesetzt werden. Förderperioden und Jahresscheiben müssen im Blick behalten werden. Die Ideensammlung mit der Brainwalking-Methode hilft dabei, diese Anforderungen für einen Moment hintenanzustellen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und das ist die Frage: Was soll erreicht werden?
Wer ist der Quartiersrat?
Mit dem “wir” in der eben gestellten Frage sind die Mitglieder des Quartiersrats gemeint. Diese Webseite erklärt an mehreren Stellen, was ein Quartiersrat ist. Zur Erinnerung nur kurz: Es ist eine engagierte Gruppe aus Anwohnenden und Vertretungen von Einrichtungen, die eines gemeinsam haben. Sie wollen sich für den Soldiner Kiez einsetzen. Über den Quartiersrat haben sie die Möglichkeit, über Themen des Stadtteils zu reden, sich kennenzulernen und über Projekte zu beraten. Aktuell sind acht Anwohnende und sieben Institutionen als Mitglieder des Quartiersrat bestätigt. Dabei ist erst vor Kurzem ein Mitglied einstimmig aufgenommen worden. Denn ein Gast hat sich regelmäßig interessiert und eingebracht; der Rat hat ihn nun als stimmberechtigt aufgenommen.
Konkreter Ablauf
Vielleicht hilft es dabei, sich die Arbeit des Quartiersrats vorzustellen, wenn einmal ein Abend beispielhaft beschrieben wird. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr. Pünktlich. Es ist spannend zu beobachten, wie die NachbarschaftsEtage um 17.50 Uhr komplett leer ist und um Schlag 18 Uhr mindestens 15 Gäste im Raum stehen. Die stille Zeit vor der Sitzung nutzen die drei Quartiersmanagerinnen, die das Team des Quartiersmanagements bilden, um alles vorzubereiten. Dazu gehört auch ein kleines Buffet mit Weintrauben, Hummus, Sesamringe, Oliven und Wasser. Nicht alle schaffen es, nach der Arbeit und vor der Sitzung noch etwas zu essen. Es darf den ganzen Abend über gegessen und genascht werden.
Die schwarzen Holzstühle stehen im Kreis. Zu Beginn des Treffens gibt es eine aktuelle Runde. Ein Ratsmitglied weist auf eine Veranstaltung hin, die es organisiert oder von der es gehört hat. Ein anderes fragt etwas. Zum Beispiel, warum Bauarbeiten am S-Bahnhof Wollankstraße beginnen? Ein drittes bringt ein Thema ein, das im Kiez gerade heiß diskutiert wird.
Soll über eine Frage abgestimmt werden, dann stehen alle auf, die dafür oder dagegen sind. Natürlich im entsprechenden Moment. Die Räte bleiben in Bewegung.
Anschließend geht es an die Arbeit – wie oben beschrieben ist die Brainwalking-Methode oder eine ähnliche, aktive Methode. Wer sich doch mal hinsetzen möchte, für den stehen natürlich Stühle bereit.
Der Abend dauert zwei Stunden. Meistens wird die Zeit auch benötigt. Durststrecken zwischendurch gibt es dabei nicht.
Möchtest du eine solche Art von Sitzung mal ausprobieren? Sei einfach Gast! Wir teilen die Termine auf Instagram und Nebenan.de. Und auf dieser Webseite kannst du unter dem Reiter Veranstaltungen nachsehen.
Text/Foto: A. Schnell, Webredaktion, 2024