Kunst und Konzerte zum erstaunlichen Hohelied Salomos
Die Stephanuskirche wird zwei Monate lang zur Kulturkirche. Vom 1. September bis 29. Oktober locken Musik und Ausstellung.
“Kunst zwischen Sinnlichkeit und Andacht”, so beschreiben die Organisatoren die Kulturwochen in der Stephanuskirche. Thema der Kunstausstellung und des zweimonatigen Musikprogramms ist das Hohelied Salomos. Zwei Monate lang, von September bis Ende Oktober, wird die Stephanuskirche zu einem Schauraum für moderne religiöse Kunst. 22 Künstler:innen zeigen Gemälde, Skulpturen und Installationen. Auf dem Musikprogramm stehen zwölf Konzerte. Und zusätzlich gibt es zwei Vorträge. Alle Termine stehen in diesem Artikel unten.
Höhepunkte sind sicherlich die Vernissage der Ausstellung am Freitag, dem 1. September ab 16 Uhr. Und am Sonnabend, 2. September, ist die Stephanuskirche Teil des Panke Parcours und präsentiert ab 15 Uhr bis in den Abend hinein fünf Bands. Gut zu wissen ist, dass die Ausstellung zuverlässig jeden Freitag von 16 bis 18 Uhr zu sehen sein wird. Ehrenamtliche laden an diesen Tagen zur Offenen Kirche ein. Außerdem ist die Tür der Kirche immer mal wieder geöffnet, wenn geputzt oder spontan musiziert wird. Ebenfalls besichtigt werden können die Kunstwerke bei allen Veranstaltungen zwischen dem 1. September und 29. Oktober.
Beschreibung der Ausstellung
Die meisten Werke, die in der Stephanuskirche gezeigt werden, sind großformatige Gemälde in Öl oder Acryl. Es finden sich aber auch die Grafik, die Skulptur und der Holzschnitt. Vielfältig gehen die Künstler:innen mit dem Thema um. Im Vordergrund stehen Liebe und Verliebtheit als erotische, aber auch mentale Verbindung, jedoch nehmen auch der Liebesschmerz, die Trennung und die Sehnsucht breiten Raum ein. Daneben finden sich Ausflüge in die Mutter-Kind-Liebe, dem Hoffen auf ein göttliches Utopia und das Motiv der Gottesliebe. Es offenbart sich eine Art Querschnitt, wie die häufig weiblichen Künstler:innen aus Europa, Lateinamerika und dem Orient heute auf Liebe und Verliebtheit blicken. Dabei arbeiten sie oft mit einer Verwandtschaft von Formen und Inhalten: Tastend und naiv auf der einen Seite, kühn und konstruiert auf der anderen.
Die Stephanuskirche zu einem Ort der Kultur zu machen, hat beinahe Tradition. Der Maler Samuel Wiesemann hat nun schon zum dritten Mal Künstler:innen in dem roten Backsteingebäude in der Prinzenallee versammelt. (Titel der Ausstellung 2021: Upgrading Maria 2021 und Titel der Ausstellung 2022: Der Herr sei mein guter Hirte). Das Musikprogramm hat der Soldiner Kiezverein und hier vor allem Stefan Höppe organisiert. Der Kirchbauverein Stephanus und wir, das Team des Quartiersmanagement Soldiner Straße, unterstützten bei der Öffentlichkeitsarbeit.
Zum Hohelied
Der auch Lied der Lieder genannte Text im Alten Testament der Bibel umfasst acht Kapitel und ist nach Definition von Wikipedia eine “Sammlung von zärtlichen, teilweise explizit erotischen Liebesliedern”. Zwei Liebende sprechen (oder singen) über das Sehnen und lobpreisen sich. Aus heutiger Sicht überrascht vielleicht die eindeutig mit körperlichen Aspekten beschriebene Liebe (Erster Satz: “Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; ja, deine Liebe ist köstlicher als Wein”.) Doch im Mittelalter überwogen Interpretation, die die weltlichen Beschreibungen religiös deuteten. “Während das Hohelied im Mittelalter sehr häufig kommentiert und als Predigtstoff verwendet wurde – herausragend hierfür sei Bernhard von Clairvaux genannt, spielt es in der heutigen Frömmigkeitspraxis der Großkirchen kaum noch eine Rolle”, schreibt Wikipeida.
Konzert-Programm
Das Programm gibt es auch auf der Seite der Kirche an der Panke.
Freitag, 1. September, 16 Uhr: Vernissage
Freitag, 1. September, 19 Uhr: Mädchenchor „Heart and Soul“ und Manuel Rösler
Sonnabend, 2. September:
15-20 Uhr: Cashmere Radio (im Rahmen des Panke-Parcours)
15 – 16 Uhr: Montes Claros (Talkshow)
16 – 17.30 Uhr: Juya Ania by Michelle Félix & Gilberto Moreno (Muik- und Tanz-Performance)
17.30 – 19 Uhr: Infinite Quest (DJ, Bass Music/ Grime)
19 – 20 Uhr: Eggman (Djs, Eclectic)
Sonntag, 3. September, 19 Uhr: Salomé Paz
„Lieder nach Texten aus dem Hohelied der Liebe von den Komponisten Ben-Haim, Lavry, Zeira, Boskovich, Zehavi und anderen“ – Salomé Paz (Mezzo Sopran), Noam Katz (Sopran), Raminta Lampsatis (Klavier)
Freitag, 8. September, 19.00 Uhr: Noelia Sarris
Gothic Piano Pieces & Gothic Songs
Sonnabend, 9. September, 20 Uhr: Uhlenflug
Mittelalterliche Musik und Minnesang – die Spielleute der Gruppe Uhlenflug (Lady Greensleeves/ Kassandra die Verspielte/ Cosima
Freitag, 15. September, 19 Uhr: Diana Schaal
„Die Beginen. Eine Alternative für Frauen zwischen Ehe und Kloster im Mittelalter“ – Lichtbild-Vortrag
Mittwoch, 27. September, 19 Uhr: Thomas Kilian
„Liebe und Verliebtheit in der Antike. Das Problem des Patriaechats mit den großen Gefühlen“ – Vortrag
Freitag, 29. September, 19,00 Uhr: Gesangsklasse Sun Komarova-Koltzer
„Hohe Lieder der Liebe“ – Sun Komarova mit ihrer Gesangsklasse (Anna Lucina, Tiko Janjgava, Gerd Salomon, Andrey Bartman, Anna Groma, Steffen Lepa), am Klavier: Wladimir Tropp und Gideon Sperling
Sonntag, 8. Oktober, 19 Uhr: Vox Nostra
„Liebe, bevor du liebst“. Eine Konzertperformance für Stimmen, Bassflöte und Steinharfe – Vokalensemble unter der Leitung von Burkhard Wehner/ Rasha Ragab (Rezitation und Performance)/ Normisa Pereira da Silva (Bassflöte)/ Christoph Nicolaus (Steinharfe)
Freitag, 13. Oktober, 19.00 Uhr: Ukrainischer Chor „Malvy“ + Duo Bandurcello
„Ukrainische Volks- und Kunstlieder“ + Bandura und Cello)
Sonnabend, 14. Oktober, 19.00 Uhr: Orientalischer Abend
Live-Musik und Tanz – es spielt das Baladna Ensemble (Zen Ibrahim, Ud und Gesang/ Raed Turk, Trommel/ Mahmoud Fayoumi, Ney und Trommel)
Sonntag, 15. Oktober, 18 Uhr: Deutsch-Griechischer Chor Polyphonia
„Wunderschön ist meine Liebste“. Griechische Liebeslieder in guten und in schlechten Zeiten – Leitung von Dr. Ursula Vyrzaki/ Jannis Stergiou (Bouzouki)/ Fotis Papatoniou (Geige)/ N.N. (Klavier)
Freitag, 27. Oktober 19.00 Uhr: Amalia Chikh
Chansons in deutscher Sprache – Amalia Chikh (Gesang, Klavier)/ Andreas Albrecht (Percussion)
Sonntag, 29. Oktober: Finissage
Wir freuen uns, dass die Aktionsfondsjury dieses Projekt mit Geld aus dem Aktionsfonds fördert. Das Programm Sozialer Zusammenhalt mit dem Quartiersmanagement wird finanziert aus Mitteln des Landes Berlin und des Bundes.
31.08.2023